Meine
Lehrkraft

Ich trage einen bunten Schlüsselbund. Und viel Verantwortung. Beides trage ich gern.
Aus Überzeugung. Vielmehr aber aus Liebe.
Aus Liebe zum Leben.
Aus Liebe zum Lernen.
Aus Liebe zum gemeinsamen Wachsen.
»Die sind noch formbar.« – sagt man.
Die, das sind Kinder unterschiedlicher Nationalitäten, teilweise mit Fluchterfahrung, aus unterschiedlichsten Familienkonstellationen. Sie alle sind Kinder aus unserem Viertel.
Über 500 Kinder besuchen unsere multiprofessionelle Alleskönner-Schule. 23 davon gehören in meine 2. Klasse. Sie können hier alles kreieren, erreichen, ausprobieren, explorieren und versuchen, was sie möchten.
Jedes dieser Kinder lernt ein Instrument. Ein Kind, ein Musikinstrument. Einer der vielen Maxime an unsere Inklusionsschule, an der Ausdruck mehr den Takt angibt als Eindruck.
»Die sind noch formbar.« – sagt man.
Keine Form. Keine Norm. Werte, ja vielleicht auch Regeln. Wir formen die Kinder nicht. Wir begleiten sie. Durch alle Schultage hinweg. Schultage, die wilder, reichhaltiger, anstrengender, fordernder und erfüllender sind, als ich es mir in meinem Studium hätte ausmalen können.
Und doch, bei alledem, da bin ich in meiner Kraft. Vielmehr, als zu der Zeit, als ich gelangweilt den Schreibtischstuhl in einer angesagten Werbeagentur gedrückt habe.
Ich bin in meiner Lehrkraft.
Lehre, aber belehre nicht. Lerne selbst, jedes Mal aufs Neue, durch und mit den Kindern.
Ich bin in meiner Lehrkraft.
Eine Lehrkraft, in der Authentizität essenzieller ist als Perfektionismus.
Und in der ein Wir bedeutsamer ist als ein Ich allein.
Krisha
Krishanthi Paramalingam, oder kurz Krisha, ist 33 Jahre alt und Grundschullehrerin an der inklusiven Louise-Schroeder-Schule im Hamburger Stadtteil Altona. Wenn Krisha gefragt wird, wo sie herkommt, dann antwortet sie »Aus dem Rheinland.«
Die Wahlhamburgerin hat auf dem zweiten Bildungsweg Erziehungswissenschaften und Lehramt studiert und bereichert heute den Schulalltag vieler Kinder.
In ihrer gemeinsamen Masterarbeit haben Krisha und ihr Studienkollege in einer vergleichenden Feldstudie mit Perspektiven und Erfahrungen zum Thema Rassismus von Oberstufenschüler:innen zweier sozio-ökonomisch unterschiedlicher Hamburger Gymnasien gearbeitet.





